Hausbesetzung in der Guntramstrasse 44 am 8.12.2018

Samstag morgen um 7 Uhr haben wir die Guntramstrasse 44 besetzt und damit das leerstehende Haus für die Nachbarschaft und Interessierte geöffnet. Vor dem Haus wurde mit Passanten und Passantinnen bei gelassener Stimmung über die prekäre Wohnsituation vieler in Freiburg geredet. In den ersten Stunden der Besetzung kam es hauptsächlich zu Begenungen mit Nachbarn und Nachbarinnen, aber auch der Kultur- und Sozial-Bürgermeister Kirchbach stattete uns einen Besuch ab und schickte nach einer Unterhaltung mit den Besetzer*innen Bilder an die Stadtrat-Whatsappgruppe. Auch kam Gabi Roland zum Plausch und erzählte über die aktuelle Mietsituation im Stühlinger. Die Situation blieb soweit entspannt. Irgendwann tauchten ein paar Polizisten auf, filmten das Geschehen kurzzeitig und verschwanden dann wieder, ehe sie später mit einer Hundertschaft zur Räumung anrückten.

In der Zwischenzeit erschien der „Eigentümer“ Bertram Feil, welcher sich zuerst als einer der verdrängten Mieter ausgab und sich erst nach konkreter Nachfrage zu erkennen gab. Zu dem angeblich geplanten Hausbesuch kam Bertram Feil mit Familie. Bertram Feil, welcher sich in Diskussionen mit den Besetzer*innen immer wieder in die Opfer-Rolle rückte, versuchte dies im Kontrast seiner Kindern und der Barrikaden verstärkt zu verbildlichen. Im Rahmen der Diskussion behauptete er von sich, dass er sich seinen Status erarbeitet habe und dass die ehemaligen Bewohner*innen sich nicht genug bemüht hätten. Frei nach dem Motto: „Nur wer hart arbeitet, verdient gutes.“. Auch konstruierte er eine große Verschwörung aus Medien und Sozialdemokratie, die ihn in der Vergangenheit als Lügner und nicht als Wohltäter dartsellten. Im weiteren Verlauf wurde er außerdem gegen eine besetzende Person handgreiflich und versuchte selbstständig unsere Barrikaden zu demontieren. Nach einem getätigten Anruf gab er uns gegen 12:30 ein Ultimatum von einer Stunde und verließ das Haus.

Um 14 Uhr konnte trotz der abgelaufenen Frist die Pressekonferenz im frisch eingerichteten Wohnzimmer stattfinden. Neben Stadträten aus JPG und der SPD erschienen dort auch zwei ehemalige Mietparteien, welche ihre Erfahrungen mit dem züricher Arzt und dem Rausschmiss im letzten Jahr mit den Besetzenden teilten. Im Gegensatz zu seinen Behauptungen gaben die ehemaligen Mieter*innen detaillierte Einblicke in die aussichtslosen Kämpfe gegen die Eigenbedarfsanmeldung und terrorisierende Methoden, wie beispielsweise die Überwachung bestimmter Teile des Hauses durch Kameras, das willkürliche Abschalten von Strom und Internet, sowie den Ausbau der Gasheizung im Winter.
Walter Krögner (SPD) bedankte sich für die „längst überfällige Aktion“ und blieb gemeinsam mit Stadtrat Sergio Schmidt (JPG) im Haus.

Gegen Nachmittag bekamen wir vom, trotz Einladung zur Pressekonferenz nicht erschienen, Dr. Feil Besuch, der erneut versuchte gewaltsam in das Haus zu kommen.
Nach erneuter Aufforderung an uns, das Haus zu verlassen, verließ er es und es konnte wieder Ruhe einkehren. Gegen 16 Uhr folgten aber seinen Worten Taten- in Form von 40 behelmten und beschildeten Polizist*innen mit Hunden. Ohne Ankündigung, Kontaktaufnahme oder Anruf auf unserem Polizei-Kontakt-Telefon, prügelte sich die Polizei den Eingang frei. Dabei wurden die Menschen vor dem Haus durch Tritte, Schubser und Würgegriffe aus dem Weg geräumt. Unter dem Protest der Aussenstehenden räumten die Helmträger*innen das Haus, im Gebäude wurden acht Personen festgenommen und später auf das Revier-Nord gefahren. Die Menschen vor dem Haus ließen es sich nicht nehmen nach einer spontanen Demonstration die wieder Freigelassenen vor dem Revier in Empfang zu nehmen.

Rückblickend werten wir den Tag, aufgrund der vielen positiven Gespräche mit Anwohner*innen und deren zahlreiche Unterstützung und die Aufmerksamkeit durch lokale Presse und Freiburger Kommunalpolitiker als Erfolg. Durch die Besetzung ist es uns gelungen auf die konkret stattfindende Verdrängung aufmerksam zu machen und Alternativen zum Bestehenden aufzuzeigen.

Wir werden auch in Zukunft noch von uns hören lassen, denn unser Ziel ist eine Stadt für Alle in der jede*r dort wohnen kann wo er/sie/es möchte, wo Wohnraum zum wohnen und nicht als Geldanlage dient und Menschen sich frei entfalten können. Dafür ist es nötig weiter Häuser zu besetzten, in einen gesellschaftlichen Diskurs zu treten und Utopien zu leben. Wir halten wir es für legitim und notwendig Gesetze zu brechen und Eigentum in Frage zu stellen. Wir haben auf jeden Fall noch weitere Häuser im Blick.

In diesem Sinne: Auf ein neues Türchen!

Die WG (Wohnraum Gestalten)

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