Am Samstag den 15. Februar 2020 fand in der Messe Freiburg die Immobilienmesse „Immo“ statt.
Dabei präsentierten sich die Profiteur*innen der Spekulation mit Wohnraum. Vertreten waren unter anderem Makler*innen- und Immobilienbüros, Bauträger, Finanzinstitutionen und Versicherungen, Wohnungsgesellschaften und -unternehmen. Auch die Polizei informiert über den Schutz des Eigenheimes. Das Klientel spricht für sich. Hier gibt es einen Vortrag zu Investitionsmöglichkeiten, dort einen netten Plausch im schicken Anzug.
Eine Gruppe junger Menschen wollte jedoch diese Selbstbeweihräucherung der Besitzenden und ihrer Verwalter*innen nicht ungestört geschehen lassen. „Die Wohnraumthematik geht uns alle an. Während Menschen auf der Straße leben müssen oder horrende Mieten zahlen, spekulieren andere Menschen mit diesem Grundgut. Die Immobilienmesse vernetzt diese Menschen und erzeugt das Trugbild, dass dieser Zustand des Besitzens für alle Menschen erreichbar sei. Diese Chancengleichheit sehen wir allerdings in einem gegenwärtigen kapitalistischen System nicht gegeben. Deshalb wollen auf der Immobilienmesse auch an die Menschen erinnern, die nicht im Anzug und Kleid dort vertreten sein können, weil sie nicht das Glück haben zu den wenigen Besitzenden zu gehören“, so eine Aktivistin der Gruppe.
Schlagartig tauchten nach dem Erscheinen einiger junger Menschen in schicken Klamotten Flyer des Startups „Wohnraum gentrifizieren“ in anderen Broschüren auf. Diese Flyer informierten mit dem Titel „Immobilie? Und jetzt?“ und „Wie beseitige ich Investitionsrisiken?“ über den besten Weg zur Mieter*innenverdrängung und Gentrifizierung, ganz im Sinne der Messe. Die Organisator*innen nahmen dies allerdings anders wahr und machten sich an die Enttarnung der Aktivist*innen, die ihnen jedoch nur teils gelang. (1)
Nur wenig später erschien eine Gruppe vom Mars, deren Raumschiff in der Nähe notgelandet war und die einen Beitrag für „Mars TV“ über den, für sie fremden Planeten, Erde produzieren wollten. Jedoch hatten die Marsianer*innen mit der abweisenden Haltung der „Erdlinge“ zu kämpfen. Dennoch gelangen dem Fernsehteam einige Interviews. Auch hier zeigten die Organisator*innen der Messe wenig Verständnis für das Interesse des „Mars TV“ für die Lage auf der Erde. Für die Marsianer*innen waren die Grundprinzipen des Wohnungsmarktes auf der Erde unvorstellbar. Sie waren schockiert, dass Menschen auf der Straße leben müssen, während andere mehrere „Behausungen“ besitzen. Auch schien ihnen die Ignoranz mit der Menschen anderen Lebewesen auf der Erde den Platz nehmen als unvorstellbar. Laut ihrer Aussage „leben alle Lebewesen auf dem Mars gemeinsam und kennen kein Eigentum. Keine Lebewesen muss draußen leben, wenn es das nicht will.“ Auch die Passant*innen und Besucher*innen der Messe konnten den außerirdischen Besucher*innen nicht wirklich erklären, warum die Verhältnisse auf der Erde so sind wie sie sind. Stattdessen hieß es, die Politik auf der Erde wäre nun mal kompliziert. „Wir hoffen bald einen Einblick in das Filmaterial des Mars TV zu bekommen“, so die Aktivistin weiter.
(1) Flyer: