Pressemitteilung #2 zur Klarastraße 17

Hausbesetzung: Wir bleiben (bis Montag)!

—– Klarastraße seit über 24 Stunden besetzt! —– Duldung bis Montag Morgen —–  vielfältiges Kulturprogramm im Cafe „Alles Klara?!“—-

Die 24-Stunden Marke ist geknackt! Seit gestern um neun Uhr morgens haben wir dem Leerstand in der Klarastraße 17 ein Ende gesetzt. Dem Wunsch der Polizei, die Besetzenden räumen zu dürfen, kam der Eigentümer Michael Stock nicht nach. Stattdessen ließ er sich auf unsere Einladung zu einer Gesprächsrunde ein.

Auch Kleinvieh macht Mist

Michael Stock gab an, mehrere Objekte in Freiburg zu besitzen. Der Inhaber der Immobilienfirma „DiMiSto“, bezeichnete sich aber als „kleinen Fisch“ und betonte wiederholt, er sei kein Immobilienhai. Wir würden daher mit der Besetzung auf den Falschen zielen. Er erläuterte, er habe das Haus im Dezember erworben und es nun sanieren lassen zu wollen.

Mehrmaligen Nachfragen, was mit den Wohnungen nach der Sanierung geschehen soll, wich er aus. Er lehnte es ab, im Gebäude Sozialwohnungen zur Verfügung zu stellen und zog sich selbst aus der Verantwortung, die er stattdessen bei der Kommunalpolitik sah. Der Mietpreis solle sich nach der Sanierung am Mietspiegel orientieren. Die Gesprächsrunde zweifelte an, ob sich nach der Sanierung der seit 20 Jahren im Obergeschoss lebende Künstler weiterhin die Miete leisten könne, woraufhin Herr Stock mutmaßte, dass keine Mieter*in bei einer Sanierung freiwillig bleiben würde, da diese ja auch starke Unannehmlichkeiten bereite. Uns ist klar: Es gibt keine einvernehmliche Vertreibung und wir positionieren uns gegen Verdrängung aus dem Viertel.

„Es geht nicht darum, ob Herr Stock ein Bill Gates oder ein Herr Geissen ist. Es geht um die Ungerechtigkeit dessen, dass wenige Menschen viel mehr besitzen als andere, mehr als sie selbst für sich und ihre Familie brauchen, während andere nicht einmal zehn Quadratmeter Wohnraum für sich selbst zur Verfügung haben. Wenn wir ein Gutes Leben für Alle wollen, dann müssen wir uns die Frage stellen, was wir wirklich brauchen und dürfen nicht der Profitlogik des Kapitalismus folgen. Ich weiß, dass das für Herrn Stock bestimmt schwer zu hören ist. Ich glaube, dass Menschen, die sich ihr Leben lang „etwas aufbauen“ ein Gefühl von Berechtigung entwickeln, dass sie es auch verdienen, mehr als ein Haus zu besitzen, weil sie schließlich dafür gearbeitet haben. Aber wenn wir mehr besitzen, als wir selbst brauchen und nutzen, dann tun wir das auf Kosten anderer,“ sagt eine Aktivist*in.

Café „Alles Klara?!“ beweist: selbstorganisierte Nutzung funktioniert!

Um Sach- und Imageschäden bei einer eventuellen Räumung zu verhindern, sprach der Eigentümer eine Duldung bis Montag um 8 Uhr aus. Bis dahin hat das neue Café „Alles Klara?!“, welches das Erdgeschoss mit neuem Leben füllt, ein vielfältiges Programm zu bieten. Wir freuen uns darüber, dass dieser Raum genutzt wird und sich viele Menschen spontan mit kreativem Programm und Gestaltung einbringen. So besticht das Café nun mit einer Menge leckerem Essen, fetziger Deko und einer angenehmen, offenen Atmosphäre. Alle sind herzlich eingeladen, vorbeizukommen, eigene Programmpunkte anzubieten und mehr Tische, Bänke und Regale zu bauen. Gerade findet ein Konzert statt, bei dem Anwohner*innen und Interessierte zusammenkommen. Das Programm für die nächsten Tage findet ihr an der Eingangstür des Café’s „Alles Klara?!“ und auf unserem Blog (diewg.noblogs.org).

Wir bedanken uns für die Unterstützung aus der Nachbar*innenschaft und es ist uns weiterhin wichtig, in offenem Austausch miteinander zu stehen. Um einen Raum zu schaffen, in dem sich alle wohlfühlen können, werden rassistische, sexistische, klassistische, homo- und transphobe Verhaltensweisen nicht toleriert.

Wir freuen uns auf euch!

Die WG

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